Am 28.10.2015 haben die Graduiertenschulen der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg eine Podiumsdiskussion zum Thema Wissenschaft als Beruf mit toller Besetzung auch auswärtiger Expert_innen veranstaltet. Diese Veranstaltung ist ein Lichtblick, denn sie zeigt an, dass das Thema „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ die Hochschule an verschiedenen Stellen bewegt und dass Bereitschaft zur Auseinandersetzung in Diskussionen besteht. Trotzdem sind die Gefühle, mit denen man aus so einer Veranstaltung herausgeht, aber gemischt. Denn es wird auch deutlich, dass es zum Anstoß von Initiativen mehr als die jeweilige Gesprächsbereitschaft bedarf. Die Erörterung der aufgrund der Gaststruktur sehr heterogenen Perspektiven dienen erst einmal dazu die jeweiligen Positionen zu verdeutlichen.
Markus Glötzel aus der Mittelbauinitiative hat z. B. die Aufmerksamkeit auf die Quantität der zugelassenen – und nach Wissenschaftszeitvertragsgesetz an den Vertragsabschluss gebundenen – Promotionen gelenkt. Dass diese Stoßrichtung bei anderen Gästen z. T. auf Unverständnis traf, zeigt, dass noch nicht ganz deutlich geworden ist, dass der Gebrauch des Gesetzes einen Sog weg von den klassischen Qualifikationsstrukturen entwickelt hat. Demnach wird eine massiv angestiegene Anzahl von Zulassungen zur Promotion nicht als Effekt des Befristungsinstrumentes gesehen, sondern als bewusste Entscheidung zur Distinktion und sollte natürlich niedrigschwellig zugänglich sein. Weiterhin wird die prekäre Beschäftigungslage insgesamt erst einmal nicht nur als unproblematisch gesehen. Vielmehr stellt die ultimative Flexibilität im wissenschaftlichen Beschäftigungsapparat der Universität – allerdings nur in der Statusgruppe Mittelbau – sogar einen Selbstzweck dar: Qualifikationsstellen sollen schnellstmöglich wieder frei werden. Klar! Schließlich ist die Qualifikationszeit per definitionem nur ein Übergangsstadium.
Dass dies in der Praxis aber eher als Hire-and-Fire-Prinzip funktioniert wird an vielen Stellen deutlich. Ein Beispiel ist die Situation der ‚Überlast‘ von Studierenden an den Universitäten in den letzten Jahren: Um das Plus an Lehre und Betreuung zu bewältigen, muss vermehrt Personal an die Universitäten gebracht werden – kurzfristig! – und wird mit dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz zur Qualifikation eingestellt. Darüber, ob und wie diese damit eingeforderten Forschungsprojekte überhaupt in produktive und bedeutsame Strukturen an den Hochschulen eingefasst werden und werden können, muss noch weiter diskutiert werden!