Exportweltmeister beim akademischen Überschuss; FAZ (09.03.2011)
Caspar Hirschi zeichnet in dieser vorzüglichen Darstellung und Analyse die Problematik der „Überschussproduktion“ von wissenschaftlichem Personal an deutschen Universitäten nach. Er stellt zwei wichtige Fragen, deren Beantwortung hoffentlich bald weitere Teile der Gesellschaft und folglich die gesetzgebenden Organe in Bund und Ländern beschäftigen wird – die ProfessorInnen-geleiteten Gremien an den Universitäten sieht er nämlich nicht dazu in der Lage: „Wie kann die hohe Unsicherheit und Abhängigkeit von jungen Wissenschaftlern an deutschen Universitäten einer originellen Forschung förderlich sein?“ Und: „Wie kann in universitären Strukturen, in denen eine kleine Minderheit auf Lebensstellen über eine große Mehrheit auf Zeitstellen herrscht, dem Ideal einer wissenschaftlichen Kommunikation nachgelebt werden, in der Wahrheitsfragen so wenig wie möglich von Machtfragen kontaminiert sind?“ Hirschi liefert gleich einen plausiblen Vorschlag für die Reform der Strukturen mit: Eine Schritt für Schritt umgesetzte Etablierung von hauptberuflichen und unabhängigen Forschungsstellen nach Vorbild des US-Amerikanischen Hochschulsystems.
Polemisches Highlight: „Die Position der Mitarbeiter an deutschen Universitäten entspricht in vielem jener von Günstlingen an vormodernen Fürstenhöfen.“